Wir gehen durch einen vorgelagerten Eingangsbereich und hinterlassen unser Gepäck bei einer alten Dame, die diesen Durchgang zu überwachen scheint. Die Situation ist ein wenig paradox, denn die Frau liegt in einem Bett. Später wird mir gesagt, dass sich Galinas Wohnung in einem gut geschützten Bezirk in Taschkent befindet. Warum dieser besondere Schutz so wichtig ist, sollte mir erst auf der Rückreise klarer werden. Über einen Hof gelangen wir in das Hinterhaus, in dem sich Galinas Wohnung befindet.
Ihre Wohnung ist relativ klein und mit vielen spirituellen Bildern, Gegenständen und Möbeln geschmückt. Mein erster Eindruck ist, dass es sich bei Galina um eine sehr spirituelle Frau handeln muss.
Wir sitzen bei grünem Tee, Weintrauben (wie sollte es auch anders sein), Rosinen, Nüssen, Halwa (ein russisch-türkischer Honigkuchen) und weiteren Leckereien im Wohnzimmer und lauschen Galinas Erzählungen über ihren neuesten Film. Ich bin leider innerlich wieder sehr angespannt. Mit zitternden Händen versuche ich mir aus einer unglaublich riesigen Kanne Tee einzuschenken, was natürlich nicht gelingt, ohne dass meine gesamte Untertasse von demselbigen überflutet wird. Ich ärgere mich über mich selbst und fühle mich ungeheuer tollpatschig. Hoffentlich hat es niemand bemerkt!
Galina hatte für ihren Film an einer Expedition zum Aralsee teilgenommen, von der sie gerade erst zurückgekehrt ist. Im Rahmen dieser Reise soll eine Dokumentation über die ökologische Katastrophe in und um den Aralsee entstehen. Die bereits vielfach prämierte Filmemacherin, die mit ihrem Team schon an Veranstaltungen wie der Berlinale teilgenommen hatte, berichtet uns von der starken Verlandung des einst 68000 Quadrat Km
; großen Binnensees, der jeden Monat mindestens um 3km schrumpft. Sie zeigt uns Fotos von der damit verbundenen übermäßigen Versalzung, das in mehreren Schichten auf dem zum Teil vollständig ausgetrockneten Boden liegt. Um die geologische Beschaffenheit und den aktuellen Zustand des Aralsees näher erforschen zu können, musste sogar ein Traktor eingesetzt werden. Nur so konnten die entsprechenden Gebiete erreicht werden, in denen die dafür notwendigen Untersuchungen vorgenommen wurden. Bei durchgeführten Probebohrungen wurde interessanterweise Erdgas gefunden, dass das Land jetzt veräußern möchte. Da die Expedition von den Staaten China, Malaysia, Russland und Korea finanziert wurde, wollen diese vier Länder nun auch an den Einnahmen aus diesem Verkauf des fossilen Brennstoffes partizipieren.